Wege in die Unterscheidbarkeit
Gewandhaus-Magazin | Herbst 2011

Gelegentlich seines 20-jährigen Bestehens beschließt das in Weimar gegründete Klenke Quartett seinen Mozart-Zyklus mit dessen letzten Quartetten (KV 589 und 590). Zwei Jahrzehnte gemeinsamen Musizierens hinterlassen ihre Spuren. Der Erfolg der Formation basiert auf verdichteter Erfahrung, auf Balance der (spieltechnischen) Kräfte und unbedingtem Gestaltungswillen. Über die Jahre destilliert man einen spezifischen Ton, einen Klang, der Haydn und Mozart besonders angemessen scheint: Ineinander greifen historisch informierte Strenge, kristalline Schärfe, expressive Schattierung und eine von Transparenz getragene Schwerelosigkeit. Vertrauen in die Tragfähigkeit des Materials entbindet von der Gefahr zur Überzeichnung. Klassizität erwächst aus der Affinität zu organisch kultiviertem Musizieren. Streichquartette als Skulptur. Ein Quartett, eine Stimme.
Martin Hoffmeister