Markenzeichen
NDR Kultur

Das Streichquartett war lange Zeit vor allem eine Männerdomäne. Rein weiblich besetzte Ensembles sind bis heute eher eine Ausnahme. Zu den wenigen männerlosen Formationen, die sich in der internationalen Spitze behaupten, gehört das Klenke Quartett. Die vier Damen aus Weimar und Berlin begehen 2011 ihr 20-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass ist nun eine Aufnahme mit den zwei letzten Quartetten von Mozart erschienen - sie bildet den Abschluss des viel gelobten Zyklus.
"Mozart sollen die anderen spielen"
Dabei war ihnen der Salzburger Komponist zunächst eher fremd: "Das ist bei uns so gewesen, dass wir gesagt haben: Mozart liegt uns nicht, Mozart sollen lieber die anderen spielen, wir machen Haydn", sagt Geigerin Annegret Klenke. "Und dass wir dann ausgerechnet eine Mozart-Gesamteinspielung machen - hätte mir das vor 15 Jahren jemand gesagt, hätte ich gesagt: So ein Quatsch, wir bestimmt nicht!"
Aber da hat sich Klenke schwer getäuscht: Gerade die Werke von Mozart sind für sie und ihre drei Kolleginnen zum Markenzeichen und zur Grundlage ihres Erfolgs geworden. Heute können die Klenkes von Mozarts Quartetten gar nicht genug kriegen, wie die Cellistin Ruth Kaltenhäuser betont: "Das war genau diese Gier - dass man alles spielen will, weil keine Niete dabei ist."
Klar, schlicht, mit natürlicher Anmut
Auch die "Preußischen Quartette" sind große Meisterwerke. Mozart schrieb sie für Friedrich Wilhelm II von Preußen - und hat dem begeisterten Hobby-Cellisten einige sangliche Melodien in die Finger gelegt. Das Klenke Quartett spielt diese Musik klar und schlicht, mit einer ganz natürlichen Anmut. Da wird nichts verzuckert oder mit viel Vibrato aufgemotzt, wie es etwa manche amerikanischen Ensembles tun. Es geht dem Ensemble darum, "dass man wirklich nur so viel dazu gibt, wie unbedingt nötig, und es so ein bisschen bei der Reinheit der Musik belässt", sagt Yvonne Uhlemann. "Und das macht vielleicht diesen Klenke-Klang aus, dass wir uns bis zum 'Gehtnichtmehr' reduzieren und das oft sehr anrührend ist, erstaunlicherweise."
Durchsichtig und lupenrein sauber
Das sanfte, fast schwerelose Schwingen gehört zu den großen Stärken der Aufnahme. Sie klingt mitunter, als würden hier vier Elfen über die Saiten streicheln. Gleichzeitig ist der Klang gut geerdet - zum Beispiel in den Menuetten, in denen Mozart oft besonders bodenständig komponiert.
Im Finale des F-Dur-Quartetts geht bei den Klenkes richtig die Post ab. Da bürsten sich die Streicherinnen furios in die rasanten Rhythmen hinein.
Wenn es nötig ist, kann das Ensemble also sehr wohl ordentlich zupacken. Dabei bleibt die Interpretation aber immer durchsichtig und geradezu lupenrein sauber. Ein Ergebnis der eigenwilligen Aufnahmemethode - denn beim selbsternannten "Klenke"-Loop spielt das Quartett einzelne Sätze ohne Unterbrechung mehrfach hintereinander, bis sie im Kasten sind.
Markus Stäbler