Gipfelstürmerinnen
Fono Forum | 06/05

Wer sich an die „Haydn-Quartette“ von Mozart heranwagt, unternimmt wirklich einen mutigen Schritt. Führt er doch gleichsam ins Hochgebirge der klassischen Kammermusik, dorthin, wo schon zahlreiche andere und namhafte Interpreten von Amadeus über Hagen bis Mosaiques ihr Fähnchen eingesteckt haben. Um das Klenke-Quartett – vor rund zehn Jahren in Weimar gegründet – muss man sich indes auch in dieser extrem dünnen Luft keine Sorgen machen: Den vier Streicherinnen ist hier eine mehr als bemerkenswerte, ja herausragende Bereicherung des bereits gut gefüllten Katalogs geglückt.
Denn sie lesen Mozarts geniale Partituren nicht als museale Ausstellungsstücke, sondern erwecken die Musik mit einer ebenso vitalen wie feinnervigen und schattierungsreichen Darstellung zu neuem Leben: Nachdem der Kopfsatz des G-Dur-Quartetts KV 387 bei ihnen geradezu jugendlich-stürmisch vorangedrängt ist, tauchen die Klenkes das Trio des anschließenden Menuetts in ein düster-gedecktes Farbgemisch, um im herrlichen Adagio cantabile einen lyrischen Gesang von inniger Zartheit und Ruhe anzustimmen, ohne dabei jemals die Bewegung in lauter Schönheit ersterben zu lassen. Wie dann schließlich die musikantisch dahinwirbelnde Spielfreude des Finalsatzes durch eine vibratolose Artikulation der chromatischen Imitationen immer wieder überraschend aufgebrochen wird, ist einfach absolut packend.
Dass die rundum bestechende Interpretation – auch des d-moll-Quartetts KV 421 – hier so eindringlich beim Hörer ankommt, ist nicht zuletzt auch einer exzellenten Aufnahmetechnik zu danken, die das vorzügliche Spiel der Klenkes ganz natürlich abbildet.«
Marcus Stäbler
Musik *****
Klang *****