Klenke-schubert

Franz Schubert
Quartette D 703, D 46, D 804

Movimentos Edition | GENUIN

Kaufen bei: Amazon | JPC

Klenke-tschaikowsky

Peter Iljitsch Tschaikowsky
Streichquartette/ Sextett

Berlin Classics, Doppel-CD

Kaufen bei: Amazon | JPC

Klenke-haydn-sieben-worte

Joseph Haydn
Sieben Worte

Berlin Classics

Kaufen bei: Amazon | JPC

Klenke-mozart-haydn-quartette

Wolfgang Amadeus Mozart
Haydn-Quartette

Profil Medien, CD-Box (3 CDs)

Kaufen bei: Amazon | JPC

Ein Fest für Ohren und Sinne

Aachener Zeitung 27. Oktober 2021

Für die Vereinigten Industrieverbände der Region und ihre Konzertbesucher war es ein
großes Ereignis, dieses Konzert mit dem überaus renommierten Klenke-Quartett,
bestehend aus Annegret Klenke, Beate Hartmann (beide Geige), Yvonne Uhlemann
(Bratsche) und Ruth Kaltenhäuser (Cello), die im Haus der Stadt auf die Bühne traten.
Voriges Jahr hätte das schon sein sollen, man wollte den 70. Geburtstag der
Industriekonzertreihe feierlich begehen, was aber wie so vieles in der Corona-Ablage
mit dem Etikett „Eigentlich“ zu verschwinden hatte. Die Wiederaufnahme der Reihe
war indes ein genauso guter Grund zu feiern, und so traten die vier Musikerinnen
eben dieses Jahr auf.
Und wie! Mit ihrem wunderbar dichten und lichten Zusammenspiel und ihrer
Leichtigkeit und Eleganz vermochten sie ihre Zuhörer in den Bann zu ziehen, sogar mit
einer Musik, die die meisten nicht jeden Tag hören dürften. In seiner Darbietung stellte
sich das Quartett merkbar völlig in den Dienst der Musik, die es spielte, so dass man
den Eindruck gewinnen konnte, es sei noch jemand oder etwas auf der Bühne, der
oder das aus den Saiten heraufbeschworen wurde und fast greifbar als
Personifizierung der Tonkunst gegenwärtig war.
Im recht knappen, 1919 von der französischen Tonsetzerin Germaine Tailleferre (1892–
1983) komponierten Streichquartett erhob sich ein unruhig schwankender Zweifler
von der Bühne, der von Satz zu Satz immer fiebriger wurde und dem immer stärker
seine anfänglich noch vorhandene Gewissheit abhandenkam. Vor allem im letzten der
drei Sätze dräuten die Töne energisch, rieben sich dissonant aneinander und verloren
immer häufiger ihr festes Gefüge aus Dur und Moll. Die musikalischen Gedanken
kreisten wieder und wieder um sich selbst, fanden letztlich aber keine Lösung und vergingen im Unbestimmten.


In den fünf Stücken für Streichquartett (1924) von Erwin Schulhoff (1894–1942), einem
begabten deutsch-jüdischen Komponisten, der in der Vernichtungsmaschinerie der
Nationalsozialisten ein jämmerliches Ende fand, verzerrte sich das Antlitz der Musik zu
einer irren Grimasse, deren Heiterkeit lediglich ein Abklatsch unbeschwerterer Tage
war. Tonmalerisch setzte sie im Walzer, in der Serenade, im böhmischen Reigen, in der
Milonga und in der Tarantella zu fröhlicher Bewegung an, die ihr aber nicht gelingen
wollte. Immer wieder musste sie sich stören und abbringen lassen und vermochte
nicht, die in sich zusammenstürzende Form zu wahren. So geriet die Suite zu einem
alles mit sich in den Abgrund reißenden Todestanz.
Wie anders blickte die Musik aus den Noten eines Ludwig van Beethoven (1770–1827)
und seines Streichquartetts C-Dur op. 29 von 1800/1801. Hier durften sich die Töne im
trauten Zusammenklang des ersten Satzes, selbst nach kurz ausbrechendem Streit,
mal nett, mal leidenschaftlich, aber stets versöhnlich unterhalten. Diese Freude war
echt, weil sie noch nicht durch Unsägliches gegangen war. Die Musikerinnen, hier von
Harald Schoneweg an der Bratsche unterstützt, ließen die Töne sich in allgemeiner
Gleichgestimmtheit vereinen, indem sie im zweiten Satz dem sehnsuchtsvollen Motiv
der etwas melancholisch gewordenen Geige folgten. Im dritten Satz nahmen sich die
Töne sodann an den Händen und tanzten einen fröhlichen Ländler. Schließlich, im
letzten Satz, erhoben sie sich gemeinsam zu dramatischen Höhen, ja schwollen im
Tremolando zu einem ganzen Orchester an und fanden sich nach atemberaubenden
Läufen im erlösenden Schluss ein.
Atemlos war auch das Publikum nach einer solchen Kunstdarbietung, bevor es
langanhaltenden Beifall spendete, der die Künstler dazu bewog, als Zugabe einen Satz
aus einem Mozart’schen Menuett zu spielen. Es war ein großes Fest für Ohren und
Sinne.

JENS OLSCHEWSKI

Zurück