Ein Corona-kompatibles Konzertexperiment
Das Weimarer Klenke-Quartett lotet in der Herderkirche neue KLANGWEGE aus
Erst zum Abschluss kamen sie in vertrauter Formation vor dem Publikum zusammen. Zuvor ergründeten die Musikerinnen des Klenke-Quartetts in teils weitem Abstand zueinander Corona-kompatible neue Klangwege. Und bewiesen beim Musizieren mit Abstand – von den Emporen, aus dem Predigtstuhl, inmitten der Kirchenbänke – nicht nur Mut und Experimentierfreude, sondern auch eine in nun fast 30 Jahren gemeinsamen Musizierens gewachsene große Vertrautheit und Erfahrung. In mitreißender Musizierfreunde, bezwingender Virtuosität und großer Spieldisziplin interpretierten Annegret Klenke und Beate Hartmann (beide Violine), Yvonne Uhlemann (Viola) und Ruth Kaltenhäuser (Violoncello) in ihrem sehr gut besuchten Konzertexperiment in der Herderkirche aus wechselnden (Klang-)Positionen das Streichquartett „Punctum“ der amerikanischen Komponistin Caroline Shaw, das neun Minuten lang um einen Choral kreist, den Johann Sebastian Bach als Schlusschoral im Weihnachtsoratorium und in fünf Chorsätzen der Matthäus Passion verwendet hat. Der Spannungsbogen riss nie ab, ein- und dasselbe Werk hört sich eben immer ein wenig anders an. Diese Nuancen zu entdecken, machte das Zuhören zu einem Ereignis.[...]
Christinane Weber
TLZ 19.09.20