FONO FORUM I Absolute Meisterschaft
Fonoforum 03/19
Leise pochen die Achtel der drei Mittelstimmen, darunter zupft das Cello einen aufsteigenden g-Moll Dreiklang. Die erste Violine antwortet mit einer schlichten, legato geführten, absteigenden Tonleiter im Quintraum, die das Cello kanonisch im nächsten Takt reflektiert. Die erste Violine entfaltet eine sich steigernde Klagemelodie voller Trauer und Verzweiflung, bis sich die düstere Stimmung dieser wie eine barocke Lamento-Arie gestalteten Einleitung in einem heitern G-Dur-rondo entlädt.
Der Beginn des Finalsatzes von Mozarts g-Moll Streichquintett zählt zu den berührendsten Kammermusik-Erfindungen überhaupt. Das Klenke Quartett und der Bratschist Harald Schoneweg gestalten in mit unglaublicher Sensibilität für die klangliche Balance und Abstufung der strukturellen Details und im heiteren, die fast schubertisch-abgründige Stimmung der Einleitung kontrastierenden Rondo mit einem Gespür für ein „tempo giusto“, für ein natürliches Tempo. Jede Note, jedes Motiv, jede Phrase ist hier durchdacht und mit Passion verinnerlicht. Und diese so ernsthafte, die Tiefe der Komposition auslotende Herangehensweise ist exemplarisch für alle der hier eingespielten sämtlichen Streichquintette Mozarts.
Ein energetisch musikantischer Zugriff kennzeichnet das frühe Quintett in B-Dur, aber auch das letzte in Es-Dur. Mozarts Melodien atmen beim Klenke Quartett Anmut, Grazie und Leichtigkeit, der Rhythmus hat Drive und Präzision, die Harmonien werden mit Bedacht in das rechte klangliche Licht gerückt. Zweifellos profitiert das Klenke Quartett bei Mozarts Quintetten von seiner langjährigen Erfahrung mit der Gesamteinspielung der Streichquartette Mozarts. Und so wie Mozart seine kompositorische Kunst in seinen Streichquintetten zu absoluter Meisterschaft führt, so spricht aus der Umsetzung durch das Klenke Quartett und Harald Schoneweg eine großartige Reife, Souveränität und Respekt für diese himmlische Musik.
Elisabeth Richter
Fünf Sterne für Interpretation und Klang